Brauchen Lehrer ein dickes Fell? – Resilienz im Schulalltag


Hund als Lehrkraft mit Brille und Apfel


Sechs Wochen Sommerurlaub, dazu die Herbst-, Weihnachts- und Osterferien, nur den halben Tag arbeiten müssen und dann die Beine hochlegen können. Lehrer haben's gut!


Schön wär’s! Mit der Realität hat die weit verbreitete Meinung über den Lehrerberuf wenig zu tun. Unterrichtsstunden müssen vor- und nachbereitet werden, Klassenarbeiten sind zu korrigieren, Eltern- und Schülergespräche sind zu führen, in den kleinen Pausen zwischen den Unterrichtsstunden hetzen Lehrer von einem Raum zum nächsten, ständig in Interaktion. Und zusätzlich zum eigentlichen Unterricht sind vielfältige Aufgaben und Ämter zu übernehmen.


Das Lehramt gehört zu den anstrengendsten Berufen überhaupt. In einem Gutachten zur Lehrergesundheit des Aktionsrats Bildung gab ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer an, unter zu hohen Belastungen zu leiden. Zu den größten Stressoren zählen der Umgang mit den Schülern selbst sowie der oftmals hohe Lärmpegel in der Klasse.


Wie können Lehrer gesundheitsschonend mit den hohen Belastungen umgehen?



Entspannte innere Haltung, selbstsichereres Auftreten, klare Regeln


Lehrer-Schüler-Situation vor der Tafel


Wer die vielfältigen Belastungen des Lehrerberufs kennt, weiß aus eigener Erfahrung, dass innere Stabilität, Selbstsicherheit und natürliche Autorität entscheidend sind für das Bestehen vor der Klasse. Lehrer, die sich ihrer Person und Sache nicht sicher sind, haben es schwer. Desinteresse und mangelnde Kooperationsbereitschaft der Schüler sind die Folge.


Brauchen Lehrer ein besonders "dickes Fell", um die Frustrationen des Schulalltags zu überstehen? Tatsächlich sind Pädagogen im Vorteil, die es aus einer entspannten inneren Haltung heraus tolerieren können, wenn Schülerinnen und Schüler einem Unterrichtsthema 'mal nichts abgewinnen können.


Auch Schüler sind Belastungen und Stressoren ausgesetzt. Wenn es dann zu Beginn des Mathe-Leistungskurses in der 6. Stunde heißt: "Wir wollen uns heute mit der inhomogenen Differentialgleichung 2. Ordnung befassen.", können nicht immer alle gleich "Feuer und Flamme" sein.


Das viel beschworene "dicke Fell" reicht für das Gelingen einer kooperativen Lehrer-Schüler-Kommunikation allerdings nicht aus. Wichtiger ist "Resilienz". Unter diesem Begriff werden Faktoren wie innere Haltung, Stabilität, Ausgeglichenheit, Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft subsumiert. Im Schulalltag spielt die Resilienz eine entscheidende Rolle – auf Seiten der Schüler genauso wie auf Seiten der Lehrer.


Weiterhin wichtig für die konstruktive Schüler-Lehrerbeziehung sind ein motivierender, schülerorientierter Unterricht und das Durchsetzen klarer Regeln.



Schülerorientierter Unterricht minimiert das Risiko von Konflikten


Helles freundliches Klassenzimmer, entspannte Schüler, freundliche Lehrerin


In Deutschland herrscht die Schulpflicht. Das bedeutet, dass sich ein Großteil unseres Nachwuchses nicht ganz freiwillig auf den Weg zur Schule macht. Damit stellt sich für die Pädagoginnen und Pädagogen an der Schulfront jeden Tag aufs Neue die immer gleiche Frage: wie überzeuge ich meine Schüler heute davon, dass die Zeit, die sie im Unterricht verbringen, keine verlorene Zeit ist?


Das beste Argument ist ein gleichermaßen unterhaltsamer, motivierender und lehrreicher Unterricht, der sich an den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Schüler orientiert. Wenn innerlich starke Lehrer mit den Schülern gemeinsam eine Unterrichtssituation schaffen, die sich an der Entwicklungspsychologie der Kinder orientiert, minimiert sich das Risiko von Konflikten in der Klasse.



Orientierung des Unterrichts an der Entwicklungspsychologie der Kinder


Der eleganteste Weg, die Frustrationstoleranz von Schülerinnen und Schülern gar nicht erst zu beanspruchen, ist ein Unterricht, der Lernthemen in einen lebenspraktischen Bezug zur Erfahrungswelt der Kinder setzt und den Schülern ermöglicht, sich selbstwirksam in die jeweiligen Lernthemen einzuarbeiten. Das bedeutet in der Umsetzung: so viel Frontalunterricht wie nötig, so viel selbstbestimmtes Lernen und Arbeiten wie möglich.



Lehrmittel, die ganzheitliches und selbstwirksames Lernen ermöglichen


Der weltbekannte Entwicklungspsychologe Jean Piaget war davon überzeugt, dass Kinder bis zu ihrem siebten Lebensjahr hauptsächlich durch Spiel, Imitation und die Berührung von Objekten lernen. Das Verstehen unserer dreidimensionalen Welt können wir mit den Augen allein nicht bewerkstelligen. Erst wenn wir die Welt sinnlich ertasten und begreifen, erscheint sie uns plastisch und differenziert.


Deshalb ist es vor allem in der Grundschule hilfreich, Kindern einen multisensorischen Zugang zu Fächern wie Deutsch, Mathematik, Englisch und Sachkunde zu ermöglichen. In unserem Wiemann Lehrmittel Shop finden Sie diesbezüglich eine reichhaltige Auswahl von Unterrichtsmaterialien. Mit den Lernspiel-Reihen von LÜK®, miniLÜK® und SCHUBITRIX® können Kinder Fächer wie Deutsch, Englisch und Mathematik ganzheitlich und auf spielerische Weise lernen.


Insbesondere im Fach Mathematik werden Lerninhalte besser aufgenommen, wenn das haptische "Begreifen" im Mittelpunkt steht. So werden etwa durch das spielerische Hantieren mit SumBlox® Zahlen sowohl die Motorik und Feinmotorik der Kinder trainiert als auch ihre Vorstellungskraft und das mathematische Kombinationsvermögen geschult.


Ganzheitliches Lernen durch geeignete Lehrmittel


Auch ältere Schüler, die bereits über Grundwissen verfügen, lernen effizienter, wenn sie die theoretisch vermittelten Lehrinhalte praktisch anwenden können. So lassen sich beispielsweise physikalische Phänomene mithilfe unserer Elektrobaukästen von der Theorie in die Praxis übersetzen. Wie sind Schaltungen in der Haustechnik aufgebaut? Wie lässt sich Energie speichern, abgeben, regeln, verstärken, schalten? Diese und andere Fragen beantworten Kinder selbstwirksam mit unserem Elektrobaukasten 2.



Resilienz in den Schulalltag integrieren


Eine Möglichkeit, für mehr Ruhe und Gelassenheit sowohl auf Seiten der Lehrer als auch auf Seiten der Schüler zu sorgen, besteht darin, das Thema Resilienz aktiv in den Schulalltag zu integrieren. Das kann jeden Tag aufs Neue mit einem gemeinsamen Ritual beginnen.


Ein morgendliches Gebet kann ein solches Ritual sein. Das muss nicht auf konfessionelle Schulen beschränkt sein. Auch konfessionell nicht gebundene Schulen können Schülern und Lehrern interreligiöse Angebote für gemeinsame Morgenandachten machen. Eine weitere Möglichkeit, innere Balance zu fördern, sind offene Mediationsgruppen. Auch Gespräche im Kollegium und Supervision können hilfreiche Tools zur Selbstreflektion sein.


Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Atem-, Körper-, Bewegungs- und Meditationsübungen, mit deren Hilfe sich Stress und Spannungen zu größerer Resilienz transformieren lassen. Eine detaillierte Handreichung mit praktischen Übungen ist auf der Internetseite des bayerischen Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung kostenlos downloadbar.



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Erscheinungsdatum: 12. Februar 2023

Autor: Csaba Németh

Bildnachweis: Adobe Stockfotos

Quellen: Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung   und   Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung